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Editorial

 

Aller Anfang ist magisch und deshalb haben wir Magie gleich zum Thema der ersten Ausgabe gemacht. Die thematischen Diskussionen während der Erarbeitung von Projekten, die Kaffeegespräche, die durchgetanzten Nächte, in denen Teams für neue Projekte entstehen, die Zeiten zwischen Erarbeitungen, in denen intensiv theoretische Hintergründe recherchiert werden – all das ist nicht nur Beiwerk, sondern genau da werden elementare Fragen diese Kunstform betreffend verhandelt, die es wert sind eine Öffentlichkeit zu erhalten. Uns ist es ein Anliegen eine Plattform zu schaffen, wo Künstler und Theoretiker gleichermassen zur Sprache kommen, wo Menschen, die sich aufeinander beziehen, aktuelle Themen verhandeln. Zu oft wird nur zusammen präsentiert, was in einem bestimmten Jahr gleichzeitig gefördert wird – wir wollen eine thematische Ausrichtung, um Zusammenhänge herzustellen und eine Aufmerksamkeit zu schaffen für das, was normalerweise hinter den Kulissen bleibt. Eva Meyer-Keller sagt im Gespräch, in dem wir ihr zehn Fragen stellten, die ursprünglich an David Copperfield gerichtet waren, dass bestimmte Themen einfach in der Luft zu liegen scheinen und wie schön es wäre diese noch enger zusammen zu bringen. Genau das wollen wir hier tun. In „Satz“ möchten wir diesen magischen Verbindungen, diesem Zeitgeist, Raum geben und die magischen Netzwerke zwischen den in diesem Feld Tätigen offen legen.

 

Als der Soziologe Max Weber 1917 den Begriff der Entzauberung der Welt prägte, war der Glaube mittels der Wissenschaft alles durchdringen und logisch erfassen zu können hoch im Kurs. Wie 2014 die rationale Nachvollziehbarkeit der Produktionsmechanismen in Romeo Castelluccis „Sacre“ zu einer paradoxen Verzauberung führen, beschreibt Andreas Tobler in seinen Anmerkungen zur Inszenierung. Könnte man den Glauben an vollständige Kontrolle und Durchschaubarkeit der Kräfte, die uns bestimmen, heute geradezu als überholt bezeichnen? Sogar Emotionalität und Kreativität sind vereinnahmt von kapitalistischen Mechanismen, die wir genauso wenig rational durchdringen wie die bevorstehenden Auswirkungen zusammenspielender Algorithmen hinter Finanztransfers. Deshalb erstaunt es nicht, dass Tobias Rausch in „Magic Fonds“ zu Zaubertricks greift, um sich mit seinem Team dem Thema Geld zu nähern.

 

Um alternative, widerständige Kräfte zu mobilisieren, dafür kann uns ein pragmatisches Verständnis von Magie neue Wege eröffnen, wie Érik Bordeleau es in seinem Text darlegt. Die Gemeinsamkeit der Körper des Publikums gewinnt unter diesem Blickwinkel eine dringliche Relevanz; wenn wir rituell zusammenkommen, um zu erleben, wie sich die Grenzen zwischen menschlichen und stofflichen Körpern vermischen – beispielsweise in Ingri Fiksdals Arbeit, die wir im „Making of“ präsentieren – dann spiegelt diese Performance eine Haltung, in der das Gemeinsame, Verbindende nicht eine nostalgische körperliche Präsenz markiert, sondern eine ethische Dimension hat. Lasst die Kräfte sprechen, die in den Zwischenbereichen, in den Grauzonen und Leerstellen zu agieren beginnen.

 

Abacadabra!